Weltuntergang am Vesuv

fischblogLars
Neulich habe ich auf Youtube eine nette Doku über Vulkanausbrüche gesehen (man kann ja nicht immer nur Papers lesen), und bin da auf eine ganz interessante These gestoßen. Die ist zwar ein bisschen balla-balla, aber schön apokalyptisch, deswegen will ich sie euch nicht vorenthalten: Es geht um den Vesuv, genauer gesagt um dessen näheren Ausbruch.

Angeblich gibt es eine gewisse Korrelation zwischen der Aktivität des Vesuv und größeren Erdbeben. Und da wir gerade 2009 das Beben in L’Aquila hatten, schlussfolgert der Kommentator messerscharf: Der Vesuv ist reif. Die Idee basiert letztendlich auf den Eigenschaften der Schmelze unter dem Vesuv: Das Magma ist mit Gas gesättigt, wenn nicht gar übersättigt, so dass bei einer Druckentlastung ausperlt wie Kohlensäure aus einem Getränk. Wenn man Bier schüttelt, schießt oben Schaum raus, sobald man den Kronkorken löst. Und manchmal wird der Druck auch von allein so hoch, dass Schaum aus der geschlossenen Flasche quillt.

Bild: NASA Earth Observatory

Durch den hohen Gasgehalt fließt auch keine Lava aus dem Vulkan, sondern das Magma wird unter extrem hohem Druck quasi als Gesteinsschaum aus der Magmakammer gepresst, so dass eine Aschesäule entsteht, die bis in die Stratosphäre reicht. Dabei entstehen unter anderem pyroklastische Ströme, im Wesentlichen Lawinen aus sehr heißer Asche, die durchaus mal 30 Kilometer zurücklegen können. Ein Blick aufs nebenstehende Satellitenbild sollte die Problematik bei einem eventuellen Ausbruch des Vesuv klarmachen.

Die Überlegung mit den Erdbeben hat natürlich auch mit dem Gas zu tun. Denken wir beim Thema Erdbeben noch mal an die Flasche: Einen Teil der Kohlensäure kann man nämlich schon dann zum Ausperlen bringen, wenn man die Flasche kurz kräftig schüttelt. Und so groß ist der Unterschied zwischen Bier und extrem gasreichen Magma nicht. Die Idee, dass Erschütterungen von außen die gelösten Gase zum Ausperlen und so den Vulkan zur Eruption bringen können, ist so abwegig nicht.

Die schöne Theorie hat zwei Haken: Erstens ist 2009 ja nun auch schon ne Weile her, und ein frisch geschütteltes Bier schäumt sofort, nicht erst nächste Woche. Außerdem riecht die These von der historischen Korrelation von Erdbeben und Ausbrüchen eh etwas fischig: Italien ist Erdbebenland, und wenn man sich das ganze passend zurechtdefiniert, findet man garantiert immer irgendwelche Beben vor den Eruptionen. Aber so ganz genau weiß man bis heute nicht, was so alles Vulkanausbrüche verursacht, und Weltunterganhs-Prophezeihungen gibt es ja auch alle paar Wochen.

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6 Kommentare zu Weltuntergang am Vesuv

  1. KarlRainer sagt:

    N’abig,

    Am Dienstag (05.02.) schnell mal Siebzig geworden, fand ich über Joachims Quanten äh Dings (araturi19) schon früher diese Kneipe. Jetzt fühle ich in mir die innere Ruhe es hier mal zu versuchen. Um der Sache gerecht zu werden steht a Glaserl Wähn neben mir.

    Vulkan:
    Was die Vorhersage des Ausbruchs betrifft, behaupte ich dass die Tierwelt und die Mafia die besten Vorhersager sind. Wenn also die Hunde vermehrt zu heulem beginnen, – überall verängstigte Schlangen herumkriechen und verdächtig viele Luxuslimusinen mit stark getönten Scheiben die Stadt verlassen – ist ein Urlaub in Norditalien oder der Schweiz angesagt. .

  2. Ute Gerhardt Ute Gerhardt sagt:

    Das hat mich jetzt doch mal genauer interessiert. Und prompt habe ich einen Link gefunden, in dem genau das Gegenteil behauptet wird – nämlich dass das Magma die Erdbeben verursacht

    Und der nächste Link widerspricht dem prompt und es heißt anhand diverser Beispiele wieder, die Erdbeben verursachen den Ausbruch .

    Als verwirrter Laie folgere ich messerscharf: Es scheint wohl mal so und mal so zu sein. Oder noch ganz anders. ^^

  3. @Mschfr sagt:

    Der Zusammenhang kann noch viel unmittelbarer sein – es ist jetzt nicht gerade unwahrscheinlich, dass die Erde rumpelt, wenn sich Magma den Weg aus dem Erdinneren in Richtung Oberfläche bahnt. Neapel ist aber aus einem anderen Grund viel interessanter: Es ist eine angekündigte Katastrophe, genau wie New Orleans. Wir wissen, dass der Vesuv irgendwann wieder ausbrechen kann, wir wissen, dass dies recht rasch gehen kann, es gibt aber anscheinend keinerlei überzeugende Katastrophenpläne oder gar die Einstellung, dass man dort nicht unbedingt eine Millionenstadt errichten sollte.

    • fischblog fischblog sagt:

      Dass aufsteigendes Magma Erdbeben auslöst, steht außer Frage, die kennt man, und man kann deren spezifische Signatur zur Vorhersage von Ausbrüchen nutzen. Das sind dann aber auch keine “echten” Erdbeben in dem Sinne, wie man sonst von Beben an Störungszonen spricht, sondern das ist einfach das Rumpeln des Vulkans.

      Ich meine hier schon einen Zusammenhang zwischen klassischen Störungsbeben und Vulkanausbrüchen.

  4. Pingback: Kneipenlog | Quantenmeinung

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